Aktuelles


Mi, 28. Oktober 2020

Libri prohibiti – Bücherverbote

Eröffnung der globale° – Festival für grenzüberschreitende Literatur

Es sei wichtig, gerade in diesen Zeiten ein Zeichen für die Kultur zu setzen, sagte Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz, die in Vertretung für Andreas Bovenschulte am Dienstag, 27. Oktober 2020, das Literaturfestival globale° in der Oberen Rathaushalle eröffnete. Für das diesjährige Motto „verbotene Bücher“, so der Vertreter der Unternehmerverbände im Lande Bremen, Cornelius Neumann Redlin in seiner Begrüßung, müsse man nicht erst ins Jahr 1933 zurückgehen. Vernichtung geistiger Freiheit gebe es auch heute. Auf der Liste der 100 besonders angegriffenen Bücher, so Neumann Redlin, stünden unter anderem auch die Werke von George Orwell und Anne Franck sowie ein Kinderbuch über zwei schwule Pinguine.
Unter strengen Corona-Auflagen, vor einem entsprechend ausgedünnten, zuvor angemeldeten Publikum, sprach der Germanist, Literaturkritiker, Übersetzer und Autor Rainer Moritz mit den geladenen Autor*innen Anne Weber und Abbas Khider über ihre aktuellen Werke. Beide befassen sich auf unterschiedliche Weise mit erlaubten und verbotenen Denkweisen und Worten.

Abbas Khider Anne Weber
Abbas Khider und Anne Weber waren zur Eröffnung in der Oberen Rathaushalle zu Gast
Fotos: Matej Meza

Einmal mehr hat das globale°-Team mit seiner Auswahl ein glückliches Händchen bewiesen. Im vergangenen Jahr war Sasa Stanisic, der Preisträger des Deutschen Buchhandels 2019 bei der Eröffnung der globale° zu Gast, in diesem Jahr ist es Anne Weber, die Preisträgerin 2020, mit ihrem ausgezeichneten Werk „Annette, ein Heldinnenepos“. Mit der wahren Geschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir wirft sie viele Fragen auf: Was treibt jemanden in den Widerstand? Was opfert er dafür? Wie weit darf er gehen? Was kann er erreichen? „Annette, ein Heldinnenepos“ erzählt von einer wahren Heldin, die uns – gerade in der sich aktuell immer mehr zuspitzenden politischen Situation – etwas angeht.
Abbas Khiders „Palast der Miserablen“ spielt in den 1990er Jahren in Bagdad. Ein Junge gerät mit seiner Familie in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell in ein Leben in existenzieller Not. Er arbeitet als Lastenträger und Busfahrergehilfe. Doch seine Leidenschaft gilt den Büchern, in einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann. Er begibt sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht.

Leider endete der Eröffnungsabend der globale° bereits nach einer Stunde – auch das eine Hygieneauflage. Die Kürze der Zeit machte es zudem unmöglich, dass die Autor*innen, über das Gespräch mit Moderator Rainer Moritz hinaus, noch Passagen aus ihren Werken lesen konnten. Schade.

Das Globale°-Festival läuft noch bis zum 3. November 2020: http://globale-literaturfestival.de/
Hier finden Sie die tagesaktuellen und coronabedingten Änderungen und Neuigkeiten sowie Informationen zu den Übertragungen: http://globale-literaturfestival.de/news-news-news/

Der Bremer Rat für Integration bei facebook