Mo, 28. September 2020
SportMobil in der Erstaufnahme Bremen-Vegesack
Flucht, Ungewissheit, der Corona-Ausbruch im April und die nachfolgende Komplett-Quarantäne – die Bewohner*innen der Erstaufnahme in Bremen-Nord mussten in den letzten Monaten viel durchmachen. Um etwas sportliche Ablenkung in den eingeschränkten Alltag zu bringen, besucht das Programm „Integration durch Sport“ des Landessportbundes (LSB) Bremen die Erstaufnahme seit Beendigung der Eingangssperre wöchentlich, immer mittwochs von 14 bis mindestens 16 Uhr, mit seinem SportMobil.
Aus der als Sommerferienprogramm gestarteten Aktion sind inzwischen
zweieinhalb Monate mit einem Sport- und Spiel-Nachmittag pro Woche geworden.
Sofort mit im Boot war der nahe gelegene Stützpunktverein SG Aumund Vegesack
(SAV) in Form von Fawaz Mohamad (50), Ghandi Mohamad (20) und Aras Ahmad (22).
Die drei Sportler sind Mitspieler aus dem „Sterne des
Sports“-ausgezeichneten SAV-Projekt „Fußball verbindet“. Inzwischen
engagieren sie sich selbst freiwillig. Sie helfen dem SpoMo-Team um Sepehr
Dehghani beim Aufbau und Sport vor Ort. „Super, wie sich unsere Jungs hier
einsetzen! Großes Dankeschön.“ meint auch der SAV-Sportlotse Holger Franz
beim Besuch auf dem Gelände der alten Werft „Bremer Vulkan“. Franz hatte
eine Torwand vom Bremer Fußball-Verband (BFV) organisiert, die vor allem bei
den Älteren gut ankommt – „Fußball ist fast immer beliebt und nur selten
etwas Fremdes“, so der Sportlotse.
Auch Teile des Soccer-Courts des LSB werden für Fußball-Tennis genutzt um
Szenerien ohne Abstand zu vermeiden. Das Highlight waren allerdings die vielen
Kleinspielgeräte wie Stelzen, Hula-Hoop oder Scoop, die nach Benutzung
desinfiziert werden. Das Hygiene-Konzept für die Einsätze wurde im Voraus mit
dem Gesundheitsamt abgestimmt und ist im Kontext der aktuellen Verordnung eher
streng.
„Die Kinder sind trotz Abstand aber sichtlich glücklich, dass wir da sind –
inzwischen sind Topfstelzen angesagter als jede Barbie.“ freut sich Sepehr
Dehghani. „Einige der Kinder warten Mittwochmittags schon voller Vorfreude auf
dem Innenhof.“ Vielleicht auch, weil sich viele auch durch die Sprache sicher
fühlen: „Bei den letztjährigen Einsätzen lief Kommunikation häufig mit
Hand und Fuß, aber wir haben aktuell das ganze Team voller Sprachtalente“, so
Dehghani, der selbst als Dolmetscher, unter anderem für Dari-Persisch,
arbeitet. Sein SpoMo-Teamkollege Jabbar Rahmani (21) spricht fließend Farsi-,
Pashto- und Dari-Persisch, die drei SAVler unter anderem Englisch, Kurdisch und
Arabisch. „Wir können uns hier schon mit einigen Menschen gut verständigen,
das läuft“, meint auch Ghandi, der im kommenden Jahr wieder Lust hätte bei
SpoMo-Einsätzen mitzuwirken.
Dem ausgearbeiteten Hygiene-Konzept folgend, wurde auf schwer kontrollierbare
Großgeräte wie die Hüpfburg verzichtet. Auch die straffen erstaufnahmeeigenen
Vorkehrungen wie Voranmeldung und Eintritts-Kontrollen von Besucher*innen
sowie Corona-Tests bei neuen Bewohner*innen sorgen für ein
größtmögliches Maß an Sicherheit. Die Einsätze laufen noch bis Anfang der
Herbstferien, danach wird’s zu kalt.
Für Sportvereine und Kooperationspartner, die Interesse an einem SpoMo-Einsatz
für ihr integratives Event haben, gibt es weitere Infos auf der Homepage des LSB
(V.l.): Holger Franz (SAV-Sportlotse), Fawaz „Forrest“ Mohamad (SAV)
und Lorenz Homann vom LSB