Mi, 27. Januar 2021
Präsenzunterricht ist wichtig!
Der Bremer Rat für Integration begrüßt die mutige Haltung der Senatorin
für Kinder und Bildung in Sachen Präsenzunterricht.
Bei allem Respekt vor notwendigen Schutzmaßnahmen gegen Covid 19 glauben wir,
dass die Senatorin aktuell einen angemessenen und bestmöglichen Kompromiss in
Sachen Präsenzunterricht gefunden hat. Ein kompletter Verzicht auf
Präsenzunterricht hat aus unserer Sicht eine unangemessen große
Benachteiligung der Schüler*innen zur Folge, ggf. sogar langfristige
Schäden:
Die Klassen 1–6 brauchen Präsenzunterricht! In der Wissenschaft verdichten
sich die Hinweise auf psychische Probleme bei jüngeren Kindern, die die
Situation nicht wirklich verstehen und verarbeiten können und ganz anders als
die älteren (die einfach „ihr Ding machen“) auch merken, dass sie ihren
Eltern „zur Last“ werden. Das ist fatal für die kindliche Psyche und schwer
für die Eltern, auch wenn bei weitem nicht alle darauf mit häuslicher Gewalt
reagieren, aber eben doch mit gestresster Kommunikation.
Zudem geht die hochbedeutungsvolle Funktion des sozialen Lernens – für die
Schule auch da ist – im Distanzunterricht verloren, und auch das bleibt nicht
folgenlos, nicht nur, aber vor allem bei Jüngeren. Schulen sind nun mal keine
reinen Fachlernanstalten!
Aber auch für die Abschlussklassen kann auf Präsenzunterricht nicht verzichtet
werden:
• Die I-Pads, sind noch lange nicht überall angekommen!
• Inhaltlich mangelt es, weil man „itlslearning“ zwar nutzen muss, aber
ohne Inhaltsvorgabe. Häufig werden nur Aufgabenblätter oder Texte hochgeladen,
das war es. Videokonferenzen werden ganz verweigert. Inhalte der Aufgaben werden
nicht erklärt, schriftlich gelöste Aufgabenstellungen nicht korrigiert, so
dass die Kinder nicht wissen wo sie stehen.
• Immer noch haben viele Kinder keinen Internetzugang (weder zuhause noch in
geeigneten Aufenthaltsräumen an den Schulen).
• Schon jetzt sind in vielen Abschlussklassen erhebliche Wissenslücken
entstanden, die nicht mehr aufgeholt werden können.
Uns ist bewusst, dass es eine große Zahl an Lehrer*innen gibt, die ein ganz
hervorragendes Homeschooling machen – das hilft nur leider denen nichts, die
nicht solche Lehrer*innen haben, bzw. dem Unterricht wegen technischer
Probleme nicht folgen können.
Der Bremer Rat für Integration weist darauf hin, dass die oben genannten
Probleme grundsätzlich alle Schüler*innen treffen. Die Lücken, die
fehlender Präsenzunterricht reißt, werden aber umso schwerwiegender, wenn es
sich um sozioökonomisch benachteiligte Kinder, vor allem auch mit nicht
deutscher Erstsprache handelt. Wird auf Präsenzunterricht komplett verzichtet,
droht eine ganze Schülergeneration den Anschluss zu verpassen. Insbesondere
Schüler mit Migrationshintergrund brauchen die Unterstützung der Lehrer und
Lehrerinnen jetzt, sonst haben sie kaum eine Chance den jeweiligen Abschluss zu
schaffen.
Darüber hinaus fordern wir die Senatorin für Kinder und Bildung auf,
rechtzeitig zu prüfen, inwieweit Prüfungsinhalte an die erschwerte Situation
angepasst werden können, damit sowohl Lehrer*innen aus auch
Schüler*innen Planungssicherheit bekommen und die verbleibende Zeit
zielorientiert nutzen können.