Di, 21. Juni 2022
Weltflüchtlingstag 2022 in Bremen
Es war der erste Bremer Weltflüchtlingstag, der am 18. und 19. Juni auf dem
Gelände der Evangelischen Kirchengemeinde Arsten-Habenhausen begangen wurde.
Das Fazit: Bewegende Erfahrungsberichte über die eigene Flucht auf der einen
Seite, Momente voller Lebensfreude auf der anderen. Damit hatten die
Organisatoren ihr Ziel erreicht. Mit zahlreiche Aktivitäten aus den Bereichen
Kultur, Gedenken, Politik und Sport hatten sie einen Ort der Begegnung
geschaffen, der zeigte: Bremen ist weltoffen und bunt.
„Die Suche nach Freiheit ist ein Menschenrecht“, sagte Klaus Platz, einer
der Mitorganisatoren der Veranstaltung zum Auftakt an der Gedenkstätte für
Menschen, die auf der Flucht nach Europa ihr Leben verloren haben.
„Diejenigen, die dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, müssen
willkommen sein.“ Auch Bremens ehemaliger Bürgermeister und Schirmherr der
Veranstaltung, Henning Scherf, stellte klar: „Niemand verlässt seine Heimat
einfach so. Viele wollen einfach nur weg aus mörderischer Gefahr,
Unterdrückung, absoluter Armut oder Dürre.“
An diesem Wochenende wurde das gesamte Gelände der Gemeinde, inklusive der
Kirche St. Johannes, genutzt. Dort fanden unter anderem die beiden großen
Podiumsdiskussionen mit Vertreter:innen aus Politik und Gesellschaft statt.
Am Sonntag berichteten Geflüchtete zum Thema „Sicherer Hafen Bremen“
eindrücklich von ihren eigenen Fluchterfahrungen und ihrem Ankommen in Europa
und Bremen. Bei der anschließenden Diskussion wurde der Bremer Rat für
Integration (BRI) durch die Vorsitzende Naciye Celebi-Bektas vertreten.
Musikbeiträge rundeten das Programm ab.
Podiumsdiskussion zum Thema „Sicherer Hafen Bremen“ (v.l.): Elombo
Bolayela, Naciye Celebi-Bektas (Vorsitzende BRI), Moderatorin Hilke Theessen,
Sahhanim Görgü-Philipp und Sigrid Grönert
Fotos: „Bündnis Weltflüchtlingstag“
Während auf dem Podium vor allem die ernsten Themen im Vordergrund standen,
war in dem großzügigen Kirchgarten der Gemeinde ausreichend Platz für
Begegnungen, etwa an den Essensständen des internationalen Food-Courts oder vor
der Bühne, auf der sich im Laufe der Tage verschiedene Künstler und
Organisationen präsentierten. Am Samstag konnten Freiwillige zudem gegen
Vizeweltmeister Semin Mensah im Tischkicker antreten. Zu den Highlights zählte
ebenso eine Tanzeinlage von Mitgliedern des Vereins Afrika-Netzwerk Bremen, die
die Besucherinnen und Besucher schon nach wenigen Minuten zum Mitmachen
animieren konnten. „Genau für solche Momente sind wir hier“, sagte Virginie
Kamche vom Afrika-Netzwerk.
Am Sonntagvormittag gestaltete Pastor Christian Schulken gemeinsam mit
Geflüchteten und weiteren Unterstützern den Gottesdienst in der Kirche St.
Johannes. Parallel dazu fand auf dem benachbarten Sportplatz ein Fußballturnier
statt.
Zum Abschluss versteigerte Auktionator Mateng Pollkläsener ein Bild des Bremer
Künstlers Peter KF Krueger, das zusammen mit anderen Werken Teil einer
Ausstellung war, die sich mit der Fluchtroute über das Mittelmeer
auseinandersetzt. Der Erlös von knapp 700 Euro sowie Spenden und der
finanzielle Überschuss der Veranstaltung kommen „United4Rescue“ zugute, ein
breites Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung. Die Kollekte, die
am Sonntag im Gottesdienst gesammelt wurde, fließt in die Finanzierung des
neuen Rettungsschiffes von SOS Humanity.
Zum Hintergrund:
Seit mehr als 50 Jahren macht das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen
(UNHCR) mit dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni auf die Not von Geflüchteten in
aller Welt aufmerksam. Bremen wollte in diesem Jahr ein Zeichen setzen und
zeigen, dass die Stadt weltoffen und bunt ist. Ideengeber und Hauptorganisatoren
waren Klaus Platz und Gerd Knoop, die sich unter anderem für die zivile
Seenotrettungsorganisation SOS Humanity engagieren. Während Klaus Platz sechs
Jahrzehnte die bremische Logistikbranche mitprägte, war Gerd Knoop viele Jahre
in verschiedenen maritimen Funktionen tätig. Unterstützung erhielten sie neben
dem Arbeitskreis Asyl der Gemeinde Arsten-Habenhausen von zahlreichen
Organisationen und Initiativen, die sich in der Flüchtlingshilfe
engagieren.